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Auf zum Traumjob Folge XXXVIII: Als Mensch oder Marke zum Traumjob?

Erfolgreiche Karriereentwicklung ohne Markenbildung geht heute kaum noch wenn man den Aussagen unterschiedlicher Beraterstudien bzw. den Postings von social media Experten glauben darf. Bedeutet das also an der Markenbildung „Ich" führt am Weg zum Traumjob kein Weg mehr vorbei?

Social Media Profile erfreuen sich in den letzten Jahren ungemeiner Beliebtheit. Ob Linkedin, Facebook oder Twitter. Für viele Menschen sind sie heute Teil ihres tagtäglichen Lebens geworden und sie verbringen so viel Zeit wie niemals zuvor auf den unterschiedlichsten Plattformen.

Anfangs war das Ganze ja eher nur reines Freizeitvergnügen, mittlerweile kommen moderne Staatschefs nicht mehr darum herum Botschaften an ihre Wähler über social media Kanäle zu verbreiten. Und es wird sogar gemunkelt, dass in der Zwischenzeit Wahlen über social media gewonnen werden.

Diese Entwicklung hat selbstredend auch vor der Berufswelt nicht haltgemacht und so nutzen heute viele Unternehmen social media Plattformen fürs Recruiting oder Employer Branding. Vice versa bieten die Netzwerke allerdings den Bewerber:innen die Möglichkeit an der eigenen Markenbildung zu arbeiten.

Aber ist ein aufpoliertes social media Profil heute tatsächlich die wahre Strategie wenn es darum geht den nächsten Traumjob an Land zu ziehen? Oder sollen die Bewerber:innen ihre Zeit für die Selbstdarstellung lieber anders investieren?

Wie wichtig ist social media für Bewerber:innen?

„Erfolgreiche Karriereentwicklung ist heute ohne social media nicht mehr möglich“, sagte ein Berater unlängst in einem Expert:innengespräch. Auf die Frage, ob alle Menschen, die aktuell über kein social media Profil verfügen keine Karriere mehr machen können, schränkte er seine Aussage auf Führungskräfte ein.

Die meisten Top-Führungskräfte nutzen heute social media zur Verbreitung ihrer Unternehmensbotschaften. In die New/Outplacement Beratung kommen allerdings nach wie vor viele Führungskräfte, vor allem aus dem Finanzbereich, die über kein social media Profil verfügen. Und in Berufsgruppen wie Rechtsanwälten oder Ärzten ist das Thema noch gar nicht angekommen.

Aber welche Relevanz hat dann eigentlich social media im Bewerbungsprozess. Im Jahr 2021 lag die Gesamtzahl der Beschäftigten in Österreich bei 4,3 Millionen, davon verfügten ca. 1,7 Millionen über ein aktives Linkedin Profil.

Laut Career Monitor 2022, das ist eine jährlich durchgeführte Befragung unter HR-Manager:innen, nutzen 13 Prozent aller Unternehmen social media zur aktiven Suche nach Bewerber:innen. Social media war somit neben Online-Stellenmärkten (15 Prozent), internem Recruiting (13 Prozent), der eigenen Unternehmens Web-Page (13 Prozent) und Kooperationen mit Hochschulen (10 Prozent) unter den Top-Five Kanälen zur Bewerber:innenansprache.

Eine Blitzumfrage unter fünf HR-Manager:innen von internationalen und österreichischen Top-Markenkonzernen zeigt folgendes Bild und zwar geben alle an via social media kaum oder nur dann Bewerber:innen anzusprechen, wenn andere Kanäle keine Ergebnisse bringen.

So gut wie alle geben an, dass Profil und die Postings haben gar keinen Einfluss auf die Entscheidung, ob ein/e Jobsuchende/r tatsächlich eingestellt wird, außer man bewirbt sich auf eine social media Position. Aktive Kontaktanfragen an die HR-Manager:innen von Jobsuchenden gibt es nur sehr selten und zwei von fünf HR-Manager:innen beantworten diese dann auch tatsächlich.

Es lässt sich somit sagen, dass social media Kanäle im Bewerbungsprozess eine gewisse Rolle spielen, jedoch in der Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten noch so gut wie unbedeutend sind. In der New/Outplacement Beratung empfehle ich meinen Klient:innen sich nur dann ein Profil anzulegen, wenn sie dann vorhaben es auch aktiv zu nutzen.

Vor allem zu Recherchezwecken im Bewerbungsprozess eignen sich social media Plattformen ausgezeichnet. Zum Beispiel lässt sich schnell herausfinden, welches Unternehmen für mich passende Positionen ausschreibt. Außerdem kann es nützlich sein nach guten Anknüpfungspunkten zu meinem Gegenüber im Jobinterview zu suchen. Ebenfalls ist sehr leicht ersichtlich, wer mit wem vernetzt ist. Eine Vernetzung alleine reicht jedoch nicht aus um einen Kontakt wirklich nutzen zu können.

Vernetzung ist nicht gleich Kontakt

Damit meine Bewerbungsunterlagen für eine ausgeschrieben Position am Schreibtisch eines Entscheiders landen braucht es den persönlichen Kontakt. Nach wie vor wird ein Drittel aller ausgeschriebenen Positionen in Großkonzernen und beinahe die Hälfte in Klein- und Mittelbetrieben so vergeben.

Kontakte werden langfristig aufgebaut und entstehen über Beziehungsarbeit. Dazu sind regelmäßige persönliche Treffen notwendig. Kaffeetrinken, Mittagessen, Branchenveranstaltungen mögen zwar old school sein, sind in der klassischen Netzwerkarbeit aber trotzdem alternativlos.

Natürlich können diese ab und an online passieren, vor allem wenn man sich schon kennengelernt hat. Über reine Vernetzungskontakte und das ist meines Erachtens das passende Wort für social media Kontakte lässt sich das nicht bewerkstelligen.

Im Jobinterview kann ein Top ausgefülltes Profil sogar den gegenteiligen Effekt erzielten, nämlich dann wenn der Auftritt des/r Bewerbers:in so ganz und gar nicht damit übereinstimmt und die Bildung einer Personenmarke einzig und alleine dazu dient Defizite zu kaschieren.

Denn zur Feststellung von Kompetenzen verlassen sich die HR-Manager:innen laut Career Monitor zu 53 Prozent auf die Performance im persönlichen Jobinterview. Und da zählt eben der Mensch und nicht die Marke.

Gutes Gelingen!

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz klein

Kontakt

Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
mh@outplacementberatung.co.at

Buchveröffentlichung

Buchcover Menschen fair Behandeln von Michael Hanschitz

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