Auf zum Traumjob Folge XXII: Motivationsschreiben - die richtigen Worte finden!
Beinahe jede BewerberIn ist schon einmal vor dem leeren Blatt Papier bzw. Word-Dokument gesessen und die richtigen Worte fürs Motivationsschreiben wollten einfach nicht aufs Papier bzw. ins Dokument. Meine New/Outplacement-KandidatInnen berichten mir regelmäßig von sogenannten Schreibblockaden, wenn es um die passenden Formulierungen geht. Zum einen ist vielen nicht wirklich ganz klar, was denn nun ins Motivationsschreiben tatsächlich reinzuscheiben wäre, weil ja angeblich eh schon alles im Lebenslauf steht.
Und zum anderen grassiert auch die Meinung, dass Motivationsschreiben von HR-ManagerInnen sowieso nicht mehr gesichtet werden. Das alles wiederum führt bei vielen BewerberInnen zur Produktion von copy-&-paste-Varianten, die im Internet ja in Hülle und Fülle existieren. Kann mittlerweile also getrost aufs Motivationsschreiben verzichtet werden oder ist ein gut formuliertes oder kreativ gestaltetes Schreiben gar das Zünglein an der Waage, wenn es um die Einladung zu einem Interview geht?
Schreiben als Erkenntnisprozess
Dass das Schreiben eines philosophischen Werkes wohl unweigerlich mit einem tiefgreifenden Erkenntnisprozess für den Verfasser verbunden ist, steht außer Diskussion und würde von vielen so BewerberInnen wohl auch bejaht werden.
Ein Motivationsschreiben ist natürlich nicht eins zu eins damit vergleichbar. Aber in gewisser Weise trifft es auch auf die Erstellung eines Motivationsschreiben zu, was für manche meiner New/Outplacement KandidatInnen dann schon etwas überraschend ist. Die Darstellung der eigenen Kompetenzen setzt schon eine mehr oder weniger intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person voraus.
Stellt sich also im ersten Schritt die Frage, wie derartige Erkenntnisse zur eigenen Person gewonnen werden können. Eine einfache und gleichzeitig ergiebige Quelle stellen Freunde oder ehemalige ArbeitskollegInnen dar. Besonders hilfreich sind ebenfalls die sogenannten Exit-Gespräche mit HR-ManagerInnen. Das sind sogenannte Abschlussgespräche, nachdem die Trennung vom Unternehmen bereits vollzogen ist, bei denen vice versa Feedback gegeben wird.
Der Grad an Ehrlichkeit ist in diesem Fall sehr hoch, was, wenn gut gemacht dann auch für die zukünftige Karriere genutzt werden kann. Ein persönliches Profiling mit einem Feedback von einer Personalberaterin bzw. Psychologin ist naturgemäß das Non plus Ultra wenn es darum geht, eine wirklich fundierte Rückmeldung zu den eigenen Kompetenzen zu erhalten.
Wenn die Auswertung grafisch gut aufbereitet ist, dann kann sie ohne weiteres gleich als Anhang zum Lebenslauf mitgeschickt werden. Das ist ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise. Wichtig ist nur, dass BewerberInnen darauf achten, keine tiefenpsychologischen Erkenntnisse an den zukünftigen Arbeitgeber weiterzugeben.
Ein weiterer Nebeneffekt dieser Erkenntnisreise ist die automatische Vorbereitung auf die nachfolgenden Jobinterviews, bei denen es ja im Wesentlichen um nichts anderes geht als die eigenen Person im bestmöglichen Licht erscheinen zu lassen. Das Schreiben des Motivationsschreibens ist somit gleich eine gute Vorbereitung dafür.
Content is „King“
So lautet die Basis für jede gute Webpage. Selbiges gilt auch fürs Motivationsschreiben. Die sogenannten „Soft-Skills“ gehören ins Motivationsschreiben. Im Unterschied dazu findet sich im Lebenslauf die Ausbildung sowie die berufliche Biografie.
Daraus ergibt sich also logischerweise auch schon die erste Regel für ein sinnvolles Motivationsschreiben, nämlich, dass es keinesfalls eine Wiederholung oder gar Zusammenfassung des Lebenslaufes sein sollte. Das wird auch in einer Quick-Umfrage zu diesem Thema von HR-ManagerInnen eindeutig bestätigt.
Zusätzlich zu den eigenen Kompetenzen sollte es noch eine Antwort auf folgende Fragen anbieten und zwar:
- Warum bewerbe ich mich gerade jetzt?
- Warum bin ich der/die Richtige für diesen Job?
- Warum möchte ich gerade für dieses Unternehmen arbeiten?
Aus der Umfrage geht weiters hervor, dass Motivationsschreiben nach wie vor einen Stellenwert in der Beurteilung von BewerberInnen einnehmen. Wenn gleich der Hauptfokus am Lebenslauf liegt. Für manche HR-ManagerInnen stellt es sogar einen ersten Minuspunkt dar, wenn BewerberInnen kein Schreiben mitschicken.
Ein weiterer Punkt ist die Form des Motivationsschreibens. Um tatsächlich aufzufallen sind der Kreativität an und für sich keinerlei Grenzen gesetzt. Und tatsächlich sind schon viele außergewöhnliche Motivationsschreiben in die Annalen der Bewerbungsgeschichte eingegangen.
Angefangen von der eigens programmierten Amazon Seite, auf der sich ein/e BewerberIn im Design des Unternehmens selbst zum Verkauf angeboten hat. Es handelte sich natürlich um ein IT-Unternehmen und eine Position in der Software Programmierung.
Ebenfalls ein Highlight war ein Motivationsschreiben, welches als selbst programmiertes Google-Suchergebnis gestaltet wurde. Oder die selbst gestaltete Bratpfanne für eine Bewerbung als Koch. Aufwändig gestaltete Bewerbungsvideos sowie eine eigene Bewerbungswebpages gehören ebenfalls zum letzten Schrei.
Die Garantie damit aufzufallen haben die BewerberInnen in jedem Fall. Es kommt aber immer auch darauf an wer das Motivationsschreiben am anderen Ende zu Gesicht bekommt und wie der oder diejenige es dann bewerten. Das gilt es in jedem Fall im Vorfeld einzuschätzen. Mit einer ausgezeichneten Idee, die perfekt zum Rahmen passt, in dem das Unternehmen tätig ist, gelingt es sicherlich einen solchen Volltreffer zu landen.
Und mal ehrlich, wenn sie schon über eine derartig ausgesprägte kreative Kompetenz verfügen wird der Traumjob sicherlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Gutes Gelingen.
Michael Hanschitz
Kontakt
Mag.(FH) Michael Hanschitz
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